Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen durch Outsourcing
Viele grössere Firmen haben in den letzten 20 Jahren die Reinigung, die Kantine, die Logistik oder andere Tätigkeiten an andere Firmen ausgelagert. Für die Schweiz gibt es leider keine detaillierte Analyse zu den Auswirkungen. Die verfügbaren Informationen aus dem In- und Ausland zeigen aber: Die Auslagerungen waren quantitativ bedeutend. Und sie dürften bei den betroffenen Berufen zu spürbaren Lohneinbussen geführt haben.
In der Branche Gebäudeunterhalt und -reinigung arbeiten heute rund 90 Prozent mehr Personen als vor 20 Jahren, während die Gesamtbeschäftigung um vergleichsweise bescheidene 25 Prozent gestiegen ist. Die Reinigungsbranche ist nicht deshalb so stark gewachsen, weil in der Schweiz mehr geputzt wird als früher. Sondern dieses Phänomen ist die Folge von zahlreichen Auslagerungen. Das Reinigungspersonal, welches früher bei den Banken, der Pharma usw. angestellt war, hat heute einen Vertrag mit einer Reinigungsfirma und figuriert statistisch neu in der Branche „Reinigung“.
Diese Auslagerungen führten zu einem Druck auf die Arbeitsbedingungen in der Reinigung, der durch einen GAV wenigstens abgemildert werden konnte. Der Mindestlohn in der Branche liegt im Bereich 20 Franken pro Stunde, wenn die Ferienentschädigung und der Anteil am 13. Monatslohn mit berücksichtigt werden. Wäre das Reinigungspersonal hingegen beispielsweise bei den Banken direkt angestellt, kämen die Betroffenen selbst beim tiefsten Mindestlohn in den Banken auf deutlich mehr als 25 Franken pro Stunde.
Bei der UBS erfolgte die Auslagerung der Reinigung beispielsweise im Jahr 2006 durch eine Verselbständigung der Abteilung in einer neuen Firma mit Namen Edelweiss FM. Bei vielen Auslagerungen wurde von den externen Reinigungsfirmen verlangt, dass sie die Arbeitsbedingungen der vormals direkt angestellten Beschäftigten übernehmen. Doch diese Garantie wirkte nur vorübergehend. Denn erstens herrscht in der Branche eine beträchtliche Fluktuation; bei Neueinstellungen konnten dann tiefere Löhne vereinbart werden. Und zweitens wurden Reinigungsfirmen an andere verkauft, die sich nicht an die Vereinbarungen halten mussten. So auch die ehemalige UBS-Reinigung, die Edelweiss FM. Die Edelweiss wurde von ISS übernommen – einer weltweit tätigen Firma mit Sitz in Dänemark.
Für Deutschland gibt es eine detaillierte Untersuchung zu den Auswirkungen der Auslagerungen auf die Löhne. Die AutorInnen stellen fest, dass die Auslagerungen zu 10 bis 15 Prozent tieferen Löhnen geführt haben. Eine Reinigungskraft, die bei einer Bank angestellt ist, ist besser bezahlt. Das höhere Lohnniveau bei den Banken wirkt sich auch auf die Reinigungslöhne aus. Ist sie hingegen bei einer Reinigungsfirma angestellt, verliert sie diese Branchen– oder Firmenprämie.