Arbeitgeberbeiträge an ALV, UVG u.a sind um rund 0.7 Beitragsprozente gesunken - Sozialabgaben blieben auch mit 0.4 Beitragsprozenten für AHVplus tiefer
Die Initiative AHVplus kostet gemäss Botschaft rund 4.1 Mrd. Fr. (2018) bzw. 0.85 Lohnprozente. Diese Schätzung entspricht ungefähr der SGB-Schätzung. Die Gegner arbeiten mit dem Betrag von „bis zu 5.5 Mrd. Fr.“, wobei sich dieser Betrag aufs Jahr 2030 bezieht. Sie argumentieren, dass AHVplus nicht finanzierbar sei. „Eine Erhöhung der Lohnnebenkosten um rund ein Prozent […] laut Experten Tausende von Arbeitsplätzen kosten“. Dieses Argument ist irreführend.
Insgesamt wohl sogar positive Beschäftigungswirkung der höheren AHV-Renten
Löhne sind nicht nur Kosten, sondern auch Einkommen und damit auch Konsum. Um die Auswirkungen höherer Lohnbeiträge auf die Beschäftigung zu bewerten, müssen beide Seiten angeschaut werden. Im Falle einer Beitragserhöhung für die AHV dürfte der Nettoeffekt auf die Beschäftigung positiv sein. Der Konsum- bzw. Nachfragekanal dominiert.
AHV-BezügerInnen geben in der Regel mehr aus als sie einnehmen. Steigt die AHV-Renten, wird das zusätzliche Einkommen wieder ausgegeben und nicht gespart. Das führt daher zu einer entsprechenden Erhöhung des Konsums. Der Absatz der Firmen steigt. Die Beschäftigung nimmt zu.
Der Kostenfaktor wäre vor allem bei den Exportfirmen relevant. Denn sie können nicht mehr verkaufen, wenn im Inland der Konsum steigt. Die Realität zeigt aber, dass die Lohnkosten beispielsweise in der Industrie mit einem Anteil von rund 25 Prozent der Gesamtkosten eine untergeordnete Rolle spielen. Dazu kommt, dass die Schweizer Firmen im Topqualitätssegment aktiv sind. Wettbewerbsfaktor ist die Qualität, nicht die Kosten – im Gegensatz zu Schwellenländern, welche in der Massenproduktion tätig sind.
Deutlich gesunkene Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber
Die Lohnbeiträge an die Sozialversicherungen sind seit dem Jahr 2000 gesunken. Gemäss BFS betrug der Rückgang der Arbeitgeberbeiträge bis 2013 rund 0.7 Prozentpunkte - also mehr als die 0.4 Lohnprozente, welche sie für AHVplus aufwenden müssten (alle Kapitalgesellschaften ohne Banken/Versicherungen). Hauptursache ist der von 3 auf 2.2 Prozent gesunkene Beitragssatz für die ALV sowie tiefere Unfallversicherungsprämien. Neuere, aggregierte Zahlen gibt es noch nicht. Die detaillierten Auswertungen des BSV zeigen aber, dass sich seither nichts Wesentliches geändert haben dürfte – mit Ausnahme der 2. Säule. Auf 2016 ist der EO-Beitrag von 0.5 auf 0.45 Prozent gesunken, während der maximale UVG-Verdienst leicht angehoben und bei der ALV – im Jahr 2014 - das Solidaritätsprozent deplafoniert wurde Gestiegen sind hingegen die Beiträge an die 2. Säule. Diese Entwicklung könnte mit einer Stärkung der AHV gestoppt werden. Denn die AHV hat das bessere Preis-Leistungsverhältnis für tiefe und mittlere Einkommen. Das käme auch die Firmen billiger als die immer teureren Lösungen in der 2. Säule.
Arbeitgeberbeiträge an die Sozialversicherungen (in Prozent der Gesamtlohnsumme, nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften)

Lohnexzesse, Luxuslösungen bei den Pensionskassen für Topsaläre und Manager
Von AHVplus würden vor allem die unteren und mittleren Einkommen profitieren. Das ist überfällig. Denn die Entwicklung der letzten 20 Jahre war vor allem zugunsten der Gutverdiener. Die obersten 10 Prozent haben ihren Anteil an der Gesamtlohnsumme von 27.3 auf 29.8 Prozent erhöht. Der Lohnanteil der übrigen Lohnklassen ist gesunken. Die Kader und Gutverdiener profitierten teilweise von luxuriösen Pensionskasseneinkäufen durch ihre Arbeitgeber.
Hohe Gewinne und Dividendenausschüttungen
Die Firmen machen gute Gewinne. Die neusten Zahlen des BFS (2013) weisen einen Bruttobetriebsgewinn[1] von rund 193 Mrd. Fr. aus (ohne Banken/Versicherungen und Pensionskassen). Die Firmen haben fast 58 Mrd. Fr. an Gewinnen ausgeschüttet. Dagegen nimmt sich der für AHVplus erforderliche Arbeitgeberbeitrag von etwas über 2 Mrd. Fr. ausgesprochen bescheiden aus.
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