Gute Vorschläge des Bildungsamtes wie Erwachsene zu einer Lehre kommen - Departementschef und Bundespräsident Schneider-Ammann schiebt sie auf die lange Bank
Berufstätige ohne Berufsausbildung sind besonders gefährdet, dass sie bei Rationalisierungs-und Automatisierungsmassnahmen ihre Stelle verlieren. Das zeigt auch eine aktuelle Studie der OECD. Selbst im Fall der Schweiz mit ihrem System der Berufslehre muss das zu denken geben. Denn rund 12 Prozent der Berufstätigen haben keine Lehre oder kein Studium. Darin nicht enthalten sind Personen, welche ihre Lehre in einem anderen Beruf gemacht haben, als sie heute ausüben. Mit dem überbewerteten Franken ist der Rationalisierungsdruck gestiegen. Dazu kommen (teilweise übertriebene) Befürchtungen, dass ein weiterer grosser, IT-bedingter Rationalisierungsschub bevorsteht.
Eine Qualifizierungsoffensive für Erwachsene wäre in unserem Land überfällig. Entsprechende Massnahmen (Nachholbildung, Validation des acquis u.a.) sind im Berufsbildungsgesetz vorgesehen, werden aber viel zu wenig eingesetzt. Das Schweizer Bildungsamt (SBFI) hat eine kritische Analyse dazu gemacht. Die Ursachen sind u.a.
- Die Möglichkeiten sind zu wenig bekannt (bei Arbeitgebern als auch bei Arbeitnehmenden
- Zu wenig oder unpassende Angebote
- Zu komplizierte Angebote
- Finanzielle Hürden (Informations-, Schulkosten; zu geringe Ausbildungsbeiträge)
Die Praxis zeigt auch, dass der Föderalismus hier wenig förderlich ist. Die Kantone wenden die Massnahmen, wenn überhaupt, sehr unterschiedlich an. Dementsprechend schwierig ist es für InteressentInnen, sich zu orientieren.
Das SBFI, welches dem Departement Schneider-Ammann angehört, gibt im gleichen Bericht gute, praktikable Empfehlungen ab wie z.B.:
- Eine Informationsoffensive von Bund, Kantonen, Sozialpartnern
- Bessere Anlaufstellen in den Kantonen
- Angebote durch nationale OdA definiert/getragen; Bereitstellung durch interkantonale Koordination
- Modulare Ausbildungen und Qualifikationsverfahren
- Ausbau und Vereinfachung der Validation des acquis
- Berücksichtigung der Niveaubestätigungen ausländischer Abschlüsse bei weiterführenden Ausbildungen
- Kostenlose Information, Beratung, Schule für Erwachsene
- Gewährung von Ausbildungsbeiträgen (Stipendien u.a.)
Es wäre naheliegend, dass diese Massnahmen auch in der Fachkräfteinitiative von Bundespräsident Schneider-Ammann umgesetzt würden. Bis jetzt geschah noch wenig. Auf 2017 sollen z.B. "Leitfaden" (!) entstehen. Die Fachkräfteinitiative bleibt auch Jahre nach ihrer Lancierung unverbindlich und relativ wirkungslos.
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