Im internationalen Vergleich einmalig hoher Mindestlohn in Deutschland - erste Bilanz der Einführung positiv
Die Einführung eines Mindestlohnes von 8.50 Euro in Deutschland war das bisher mit Abstand ambitionierteste Mindestlohnprojekt weltweit. Mit deutlich über 10 Prozent der Beschäftigten mit einem Lohn unter dieser Mindestlohnschwelle war der Eingriff in den Arbeitsmarkt grösser als es der Mindestlohn von 22 Fr./h, den der SGB in der Initiative gefordert hatte.
Zahlreiche deutsche Ökonomen liefen richtiggehend Sturm gegen dieses Projekt. Obwohl die Erfahrungen anderer Länder mit Mindestlöhnen positiv waren, sprachen die Chefs der grossen Forschungsinstitute von vielen Arbeitsplatzverlusten, die « im Osten erschütternde Ausmasse annehmen werden » Man konnte davon ausgehen, dass diese Szenarien übertrieben waren. Doch angesichts der vielen Beschäftigten mit Löhnen unter dem Mindestlohn wäre es jedoch verfehlt gewesen, mögliche negative Beschäftigungseffekte einfach zu negieren. Allerdings zeigt die Forschung, dass negative Beschäftigungseffekte neutralisiert werden können, indem wegen dem höheren Lohn weniger Leute eine Stelle benötigen oder ihr Pensum reduzieren, was sich dämpfend auf die Arbeitslosigkeit auswirkt.
Ein Jahr nach der Einführung liegen nun die ersten statistischen Auswertungen vor. Eine Studie des IAB zeigt ein positives Bild der Entwicklung auf dem Deutschen Arbeitsmarkt. Zwar ist ein Teil der so genannten Minijobs verschwunden. Doch ein nennenswerter Teil dieser Minijobber hat heute eine « reguläre » Anstellung, was positiv zu werten ist. Bei der Arbeitslosigkeit wird nicht Auffälliges festgestellt. Gleichzeitig dürften weniger Personen Mühe bekunden, mit dem Einkommen über die Runden zu kommen. Die Einkommenseffekte sind wie erwartet positiv.
Ein Jahr nach der Einführung des im internationalen Vergleich ehrgeizigen Mindestlohnes kann diese wirtschaftspolitische Massnahme als bisher erfolgreich bezeichnet werden. Es wird interessant sein, wie sich die Arbeitsmarktsituation in Deutschland weiter entwickelt. Und wie dieses Massnahme in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung bewertet werden wird.
- 0 Kommentare Kommentar(e)
Mein Kommentar
Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.